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Bußgeldverfahren – Einspruchsverwerfung nach nicht beschiedenem Entbindungsantrag

Ein Hamburger Gericht verhängte gegen einen Fahrer ein Bußgeld und Fahrverbot wegen Geschwindigkeitsüberschreitung. Doch das Oberlandesgericht hob die Strafe auf, da das Amtsgericht einen Antrag auf Anwesenheitsbefreiung des Fahrers nicht bearbeitet hatte – ein juristisches Verfahrensfehler mit Folgen. Nun muss sich das Amtsgericht erneut mit dem Fall befassen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Oberlandesgericht Hamburg
  • Datum: 24.11.2022
  • Aktenzeichen: 5 RB 22/22 – 3 Ss-OWi 246/22
  • Verfahrensart: Rechtsbeschwerdeverfahren in einer Ordnungswidrigkeitensache
  • Rechtsbereiche: Ordnungswidrigkeitenrecht, Verkehrsrecht

Beteiligte Parteien:

  • Betroffener: Der Betroffene war Adressat eines Bußgeldbescheids wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung. Er beantragte durch seinen Verteidiger, von der Verpflichtung zum persönlichen Erscheinen befreit zu werden, da er die Fahrereigenschaft einräumte, aber keine weiteren Angaben machen wollte.
  • Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Inneres: Sie erließ einen Bußgeldbescheid gegen den Betroffenen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung, verhing eine Geldbuße von 160 Euro und ordnete ein einmonatiges Fahrverbot an.

Um was ging es?

  • Sachverhalt: Der Betroffene legte Einspruch gegen einen Bußgeldbescheid wegen Geschwindigkeitsüberschreitung ein und beantragte, nicht persönlich vor Gericht erscheinen zu müssen, da er die Fahrereigenschaft einräumte und keine weiteren Angaben tätigen wollte. Dieser Antrag wurde nicht vom Amtsgericht entschieden, das den Einspruch schließlich verwarf, da der Betroffene nicht zur Verhandlung erschien.
  • Kern des Rechtsstreits: Entscheidender Punkt war, ob dem Antrag des Betroffenen auf Befreiung vom persönlichen Erscheinen nach § 73 Abs. 2 OWiG hätte stattgegeben werden müssen, da er die wesentlichen Punkte eingeräumt hatte.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Das Oberlandesgericht Hamburg hob das Urteil des Amtsgerichts auf und verwies die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Amtsgericht Hamburg-Altona zurück.
  • Begründung: Das Amtsgericht hätte den Antrag auf Entbindung vom persönlichen Erscheinen prüfen und ihm nachkommen müssen, da die Fahrereigenschaft eingeräumt war und somit keine wesentlichen Fragen mehr zu klären waren. Das Ausbleiben des Betroffenen war daher als entschuldigt anzusehen.
  • Folgen: Das Verfahren wird erneut vor dem Amtsgericht Hamburg-Altona verhandelt, und es muss über den Antrag auf Befreiung vom persönlichen Erscheinen entschieden werden. Die Entscheidung verdeutlicht die Bedeutung der ordnungsgemäßen Bearbeitung von Anträgen auf Entbindung vom persönlichen Erscheinen.

Einspruchsverwerfung: Folgen eines nicht beschiedenen Entbindungsantrags im Bußgeldverfahren

Im deutschen Verkehrsrecht können Bußgeldverfahren bei Ordnungswidrigkeiten wie Geschwindigkeitsüberschreitungen oder Falschparkerstellungen erhebliche rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Betroffene haben die Möglichkeit, gegen einen Bußgeldbescheid Einspruch einzulegen und sich somit gegen die verhängte Strafe zu verteidigen. Ein entscheidender Aspekt in diesem Verfahren ist der Entbindungsantrag, der es dem Betroffenen ermöglicht, von der Pflicht zur Anhörung der Sache befreiend abgesehen zu werden, um das Verfahren zu beschleunigen und gegebenenfalls auch die Strafe zu mindern.

Doch was passiert, wenn ein Entbindungsantrag nicht beschieden wird? In solchen Fällen besteht die Möglichkeit einer Einspruchsverwerfung, die letztlich die rechtlichen Schritte des Betroffenen erheblich beeinflussen kann. Im Folgenden wird ein konkreter Fall untersucht, der aufzeigt, wie die Einspruchsverwerfung im Zusammenhang mit einem nicht beschiedenen Entbindungsantrag beurteilt wird und welche rechtlichen Hinweise sich daraus ergeben.

Der Fall vor Gericht


Fehlende Entscheidung über Anwesenheitsbefreiung führt zur Aufhebung des Bußgeldurteils

Polizist mit Laserpistole führt Geschwindigkeitskontrolle durch
Einspruchsverwerfung bei Bußgeldverfahren (Symbolfoto: Flux gen.)

Das Oberlandesgericht Hamburg hat ein Urteil des Amtsgerichts Hamburg-Altona aufgehoben, weil dieses einen Antrag auf Befreiung von der Anwesenheitspflicht nicht bearbeitet hatte. Der Fall betraf einen Bußgeldbescheid über 160 Euro und ein einmonatiges Fahrverbot wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung innerhalb geschlossener Ortschaften.

Verfahrensablauf und versäumte Antragsentscheidung

Der Verteidiger des Betroffenen hatte am 11. Juli 2022 über das besondere elektronische Anwaltspostfach einen Antrag gestellt, seinen Mandanten von der Pflicht zum persönlichen Erscheinen in der Hauptverhandlung zu befreien. Als Begründung führte er an, dass der Betroffene seine Fahrereigenschaft einräume, aber keine weiteren Angaben zur Sache machen werde. Das Amtsgericht ließ diesen Antrag unbearbeitet und verwarf den Einspruch gegen den Bußgeldbescheid, als der Betroffene nicht zur Hauptverhandlung am 5. August 2022 erschien.

Rechtliche Würdigung durch das Oberlandesgericht

Das Oberlandesgericht stellte in seinem Beschluss klar, dass die Verwerfung des Einspruchs rechtswidrig war. Nach Ansicht des Gerichts lag ein Verstoß gegen den Anspruch auf rechtliches Gehör vor, da über den Antrag auf Befreiung von der Anwesenheitspflicht nicht entschieden wurde. Dabei sei es unerheblich, ob der Antrag bis zum Erlass der angefochtenen Entscheidung tatsächlich zur Kenntnis des Gerichts gelangt war.

Gründe für die Aufhebung des Urteils

Das Oberlandesgericht betonte, dass das Amtsgericht dem Entbindungsantrag hätte nachkommen müssen. Der Antrag erfüllte alle Anforderungen des § 73 Abs. 2 OWiG: Er war frühzeitig und eindeutig gestellt worden, und die Anwesenheit des Betroffenen war zur Aufklärung wesentlicher Gesichtspunkte des Sachverhalts nicht mehr erforderlich, da er seine Fahrereigenschaft bereits eingeräumt hatte. Das Oberlandesgericht verwies die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Amtsgericht Hamburg-Altona zurück, das auch über die Kosten der Rechtsbeschwerde zu entscheiden hat.


Die Schlüsselerkenntnisse


Ein Gericht muss über einen Antrag auf Befreiung von der Anwesenheitspflicht entscheiden, bevor es den Einspruch gegen einen Bußgeldbescheid wegen Nichterscheinens verwirft. Dies gilt besonders dann, wenn der Betroffene bereits die wesentlichen Tatsachen eingeräumt hat und keine weiteren Aussagen machen möchte. Die Entscheidung stärkt die Verfahrensrechte von Betroffenen in Bußgeldverfahren und schützt vor unnötigen Verwerfungen von Einsprüchen.

Was bedeutet das Urteil für Sie?

Wenn Sie einen Bußgeldbescheid erhalten und Einspruch einlegen, können Sie durch Ihren Anwalt beantragen, nicht persönlich zur Verhandlung erscheinen zu müssen – besonders wenn Sie den Verstoß bereits eingeräumt haben. Das Gericht muss diesen Antrag prüfen und kann Ihren Einspruch nicht einfach ablehnen, nur weil Sie nicht zur Verhandlung erschienen sind. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, unnötige Gerichtstermine zu vermeiden und trotzdem Ihre Rechte im Bußgeldverfahren wahrzunehmen.


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Ihre individuelle Situation im Bußgeldverfahren erfordert eine sorgfältige rechtliche Prüfung – besonders wenn es um die Befreiung von der Anwesenheitspflicht geht. Wir analysieren für Sie die konkreten Erfolgsaussichten und entwickeln die optimale Strategie für Ihr Verfahren. Unsere Experten stehen Ihnen mit langjähriger Erfahrung im Verkehrsrecht zur Seite und setzen sich dafür ein, dass Ihre Rechte gewahrt bleiben. ✅ Fordern Sie unsere Ersteinschätzung an!


FAQ - Häufig gestellte Fragen

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was bedeutet eine Einspruchsverwerfung im Bußgeldverfahren?

Eine Einspruchsverwerfung ist die gerichtliche Ablehnung eines Einspruchs gegen einen Bußgeldbescheid, ohne dass über den eigentlichen Inhalt des Vorwurfs entschieden wird. Dies geschieht typischerweise, wenn Sie trotz ordnungsgemäßer Ladung nicht zur Hauptverhandlung erscheinen.

Voraussetzungen für eine Verwerfung

Die Verwerfung eines Einspruchs erfolgt, wenn bestimmte formale Anforderungen nicht erfüllt sind. Der häufigste Fall ist das unentschuldigte Fernbleiben von der Hauptverhandlung. Eine Verwerfung kann auch erfolgen, wenn der Einspruch nicht fristgerecht innerhalb der 14-Tage-Frist nach Zustellung des Bußgeldbescheids eingelegt wurde.

Folgen der Verwerfung

Bei einer Einspruchsverwerfung wird der ursprüngliche Bußgeldbescheid sofort rechtskräftig und vollstreckbar. Das bedeutet, Sie müssen die festgesetzte Geldbuße bezahlen und eventuelle weitere Maßnahmen wie ein Fahrverbot treten in Kraft.

Rechtliche Möglichkeiten nach einer Verwerfung

Wenn Sie der Meinung sind, dass die Verwerfung zu Unrecht erfolgt ist, können Sie einen Antrag auf gerichtliche Entscheidung stellen. Dies ist beispielsweise möglich, wenn Sie nachweisen können, dass der Einspruch doch rechtzeitig eingelegt wurde oder dass Sie aus wichtigen Gründen nicht zur Hauptverhandlung erscheinen konnten.

In bestimmten Fällen können Sie auch einen Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand stellen. Dieser muss innerhalb einer Woche nach Wegfall des Hindernisses erfolgen und Sie müssen glaubhaft machen, dass Sie die Frist unverschuldet versäumt haben.


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Wann kann ich mich von der Anwesenheitspflicht in der Hauptverhandlung befreien lassen?

Sie können sich von der Anwesenheitspflicht befreien lassen, wenn Sie einen Antrag auf Entbindung beim zuständigen Gericht stellen. Dieser Antrag ist frühestens zusammen mit der Einlegung des Einspruchs gegen den Bußgeldbescheid möglich.

Voraussetzungen für eine Entbindung

Das Gericht muss Sie von der Anwesenheitspflicht entbinden, wenn Sie:

  • sich bereits zur Sache geäußert haben oder
  • erklären, dass Sie sich in der Hauptverhandlung nicht zur Sache äußern werden.

Zusätzlich darf Ihre Anwesenheit nicht zur Aufklärung wesentlicher Gesichtspunkte des Sachverhalts erforderlich sein.

Praktische Durchführung

Bei einem Verkehrsverstoß müssen Sie in der Regel zusätzlich einräumen, der Fahrer gewesen zu sein. Diese Kombination aus Fahrereigenschaft einräumen und der Erklärung, sich nicht weiter zur Sache äußern zu wollen, führt dazu, dass das Gericht keine Ermessensentscheidung mehr hat – es muss Sie dann von der Anwesenheitspflicht befreien.

Wichtige Hinweise

Wenn Sie von der Anwesenheitspflicht befreit wurden, können Sie sich durch einen Verteidiger mit nachgewiesener Vollmacht vertreten lassen. Die Befreiung wird jedoch nicht gewährt, wenn Ihre Anwesenheit beispielsweise zur Identifikation als Fahrer im Vergleich zu vorhandenen Lichtbildern erforderlich ist.

Private Verhinderungen werden nur selten (bei Urlaubsreisen nur nach Vorlage von Buchungsunterlagen), berufliche Verhinderungen fast nie berücksichtigt. Ein Verlegungsantrag kann auch nicht in einen Entbindungsantrag umgedeutet werden.


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Welche Folgen hat ein nicht beschiedener Entbindungsantrag für das Verfahren?

Ein nicht beschiedener Entbindungsantrag führt zu erheblichen prozessualen Konsequenzen. Das Gericht verletzt den Anspruch auf rechtliches Gehör, wenn es einen rechtzeitig gestellten Entbindungsantrag nicht bescheidet und stattdessen den Einspruch wegen Nichterscheinens verwirft.

Rechtliche Konsequenzen

Wenn Sie einen Entbindungsantrag gestellt haben und das Gericht diesen nicht bearbeitet, ist eine darauffolgende Verwerfung des Einspruchs rechtsfehlerhaft. Die Entscheidung über einen Entbindungsantrag steht nicht im Ermessen des Gerichts. Das Gericht muss den Antrag bescheiden, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen vorliegen.

Voraussetzungen für die Entbindung

Eine Entbindung von der Anwesenheitspflicht muss erfolgen, wenn Sie:

  • Ihre Fahrereigenschaft eingeräumt haben
  • erklärt haben, sich in der Hauptverhandlung nicht weiter zur Sache äußern zu wollen
  • Ihre Anwesenheit zur Aufklärung wesentlicher Sachverhaltsaspekte nicht erforderlich ist

Rechtsmittel

Wenn das Gericht Ihren Entbindungsantrag übergeht und den Einspruch verwirft, können Sie dies mit der Rechtsbeschwerde angreifen. Ein in der Sphäre der Justiz liegendes Organisationsverschulden, etwa wenn der Antrag die zuständige Richterin nicht rechtzeitig erreicht, darf Ihnen nicht zum Nachteil gereichen.


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Welche Rechtsmittel habe ich gegen eine Einspruchsverwerfung?

Gegen eine Einspruchsverwerfung steht Ihnen das Rechtsmittel der Rechtsbeschwerde zur Verfügung. Die Rechtsbeschwerde ist in bestimmten Fällen ohne Zulassung möglich, in anderen Fällen muss sie erst zugelassen werden.

Zulassungsfreie Rechtsbeschwerde

Eine Rechtsbeschwerde ist ohne vorherige Zulassung statthaft, wenn:

  • eine Geldbuße von mehr als 250 Euro festgesetzt wurde
  • ein Fahrverbot als Nebenfolge angeordnet wurde
  • der Einspruch durch Urteil als unzulässig verworfen wurde
  • die gerichtliche Entscheidung im Beschlusswege ergangen ist, obwohl Sie diesem Verfahren rechtzeitig widersprochen hatten

Zulassungsbedürftige Rechtsbeschwerde

Wenn keine der genannten Voraussetzungen vorliegt, müssen Sie einen Antrag auf Zulassung der Rechtsbeschwerde stellen. Eine Zulassung erfolgt nur, wenn:

  • die Nachprüfung zur Fortbildung des Rechts erforderlich ist
  • die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung dies erfordert
  • das Urteil wegen Versagung des rechtlichen Gehörs aufgehoben werden muss

Fristen und Formalien

Die Rechtsbeschwerde muss innerhalb einer Woche nach der Urteilsverkündung eingelegt werden. Waren Sie bei der Verkündung nicht anwesend, beginnt die Frist mit der Zustellung des Urteils. Die Beschwerdeanträge und deren Begründung müssen von einem Rechtsanwalt unterzeichnet sein. Für die Begründung haben Sie einen Monat Zeit ab Zustellung des schriftlichen Urteils.

Ein besonders wichtiger Grund für eine Rechtsbeschwerde liegt vor, wenn das Gericht einen Entbindungsantrag von der Anwesenheitspflicht nicht beschieden hat. In diesem Fall liegt eine Verletzung des rechtlichen Gehörs vor.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar - Fachbegriffe einfach erklärt

Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Bußgeldbescheid

Ein behördlicher Bescheid, der bei Ordnungswidrigkeiten wie Verkehrsverstößen erlassen wird. Er enthält die Feststellung des Verstoßes und setzt eine Geldbuße fest. Grundlage ist das Ordnungswidrigkeitengesetz (OWiG). Der Betroffene kann innerhalb von zwei Wochen Einspruch einlegen, wodurch der Fall vor Gericht verhandelt wird. Beispiel: Ein Autofahrer erhält einen Bußgeldbescheid über 100 Euro wegen Geschwindigkeitsüberschreitung.


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Einspruchsverwerfung

Die gerichtliche Ablehnung eines Einspruchs gegen einen Bußgeldbescheid aus formalen Gründen, ohne dass der Fall inhaltlich geprüft wird. Häufigster Grund ist das unentschuldigte Fernbleiben des Betroffenen von der Hauptverhandlung (§ 74 OWiG). Die Verwerfung macht den ursprünglichen Bußgeldbescheid rechtskräftig. Beispiel: Wenn ein Verkehrssünder nicht zur Verhandlung erscheint, kann das Gericht seinen Einspruch verwerfen.


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Entbindungsantrag

Ein Antrag des Betroffenen oder seines Anwalts, von der Pflicht zur persönlichen Anwesenheit in der Gerichtsverhandlung befreit zu werden (§ 73 Abs. 2 OWiG). Der Antrag muss begründet werden und wird genehmigt, wenn die Anwesenheit für die Sachaufklärung nicht erforderlich ist. Beispiel: Ein Autofahrer räumt den Verstoß ein und beantragt, nicht persönlich erscheinen zu müssen.


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Anspruch auf rechtliches Gehör

Ein fundamentales Verfahrensgrundrecht (Art. 103 Abs. 1 GG), das jedem Beteiligten die Möglichkeit garantiert, sich zu allen relevanten Aspekten eines Verfahrens zu äußern und Anträge zu stellen. Die Verletzung dieses Rechts führt in der Regel zur Aufhebung der Entscheidung. Beispiel: Ein Gericht muss einen ordnungsgemäß gestellten Antrag prüfen und darüber entscheiden.


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Fahrereigenschaft

Die rechtlich relevante Tatsache, dass eine bestimmte Person zum fraglichen Zeitpunkt das Fahrzeug geführt hat. Die Einräumung der Fahrereigenschaft bedeutet das Zugeständnis, der verantwortliche Fahrer gewesen zu sein. Dies ist besonders bei Verkehrsordnungswidrigkeiten wichtig (§ 25a StVG). Beispiel: Ein Beschuldigter gibt zu, das geblitzte Fahrzeug selbst gefahren zu haben.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 73 Abs. 2 OWiG: Dieser Paragraph regelt die Möglichkeit, bei einer Ordnungswidrigkeitenverhandlung von der Pflicht zur persönlichen Anwesenheit entbunden zu werden. Der Antrag kann gestellt werden, wenn die Fahrereigenschaft anerkannt wird und keine weiteren relevanten Angaben zum Sachverhalt vorliegen. Im vorliegenden Fall hatte der Betroffene diesen Antrag gestellt, jedoch hat das Amtsgericht darauf nicht reagiert, was zu einer Verletzung seiner Rechte führte.
  • § 74 Abs. 2 OWiG: Hier wird festgelegt, dass das Amtsgericht einen Einspruch nur dann verwerfen darf, wenn der Betroffene nicht persönlich erscheint und nicht von dieser Pflicht befreit wurde. Das Gericht hat im vorliegenden Fall den Einspruch des Betroffenen verworfen, obwohl er einen gültigen Antrag auf Entbindung von der Anwesenheit gestellt hatte. Dies hat zu einem Verstoß gegen den Anspruch auf rechtliches Gehör geführt.
  • § 79 Abs. 1 Nr. 2 OWiG: Dieser Paragraph beschreibt die Zulässigkeit der Rechtsbeschwerde, insbesondere wenn eine Geldbuße oder ein Fahrverbot angeordnet wurde. Da im Fall des Betroffenen ein Fahrverbot erlassen wurde, war die Rechtsbeschwerde das passende Rechtsmittel. Die Relevanz dieses Paragraphen zeigt sich in der Tatsache, dass der Betroffene die Möglichkeit hatte, gegen die Entscheidung des Amtsgerichts vorzugehen.
  • § 344 Abs. 2 S. 2 StPO: Die Bestimmung regelt die Formerfordernisse für eine Verfahrensrüge. Damit können Fehler im Verfahren geltend gemacht werden, wie im Fall des Betroffenen, der die formelle Rüge erhoben hat, dass das Amtsgericht auf seinen Antrag nicht eingegangen ist. Der Einhaltung dieser formalen Anforderungen kommt große Bedeutung zu, um den Zugang zur Rechtsmittelinstanz zu sichern.
  • Art. 6 EMRK (Europäische Menschenrechtskonvention): Dieser Artikel garantiert das Recht auf ein faires Verfahren, einschließlich des Rechts auf rechtliches Gehör. Im konkreten Fall wurde dieses Grundrecht verletzt, da das Amtsgericht dem Entbindungsantrag des Betroffenen nicht nachgekommen ist. Ein faires Verfahren setzt voraus, dass alle Anträge der Beteiligten ordnungsgemäß berücksichtigt werden.

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    Das Oberlandesgericht Düsseldorf entschied, dass eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ohne Angabe der Diagnose nicht ausreicht, um das Fernbleiben von der Hauptverhandlung zu entschuldigen. Das Gericht betonte die Notwendigkeit eines konkreten Nachweises für die Verhandlungsunfähigkeit, um eine Einspruchsverwerfung zu vermeiden. → → Nachweispflichten bei Entschuldigungen im Bußgeldverfahren

Das vorliegende Urteil

Oberlandesgericht Hamburg – Az.: 5 RB 22/22 – 3 Ss-OWi 246/22 – Beschluss vom 24.11.2022


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